Innovative Ideen in schwierigem Umfeld

Rückschläge hinnehmen. Mit gezielten Massnahmen will man sich dennoch im Schienengüterverkehr behaupten. “Seit mehreren Jahren erleben wir eine Negativspirale aus mangelnder Verfügbarkeit des Schienennetzes wegen Störungen und Bauarbeiten bei gleichzeitig steigenden Energie-, Traktions- und Trassenkosten. Die Pünktlichkeit der Züge auf der Nord-Süd-Achse durch die Schweiz ist auf 50% gesunken, die ungeplanten Zugausfälle liegen bei über 10%. Dies ist das ernüchternde Fazit von Hans-Jörg Bertschi, executiver VR-Präsident der Hupac Gruppe. Angesichts dieser Probleme erstaunt es wenig, wenn die Hupac bei einem Umsatz von 648 Millionen Franken (- 3,1 %) einen Verlust von 6,3 Millionen Fr. ausweisen muss. Transportiert wurden 2023 insgesamt  975 900 Strassensendungen, ein Rückgang von 11.7 Prozent.

Trotz dieser eher ungünstigen Rahmenbedingungen packt Hupac die Probleme im Schienengüterverkehr proaktiv an, den man will eines klar vermeiden: eine weitere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Strasse. Mit verschiedenen Massnahmen will man im laufenden Jahr den Problemen im europäischen Schienennetz begegnen. Dazu zählen unverändert hohe Investitionen in die Terrminalstruktur. Bereits im laufenden Jahr startet der Umschlag im neuen Terminal Duisburg Gateway, an dem Hupac mit 26% beteiligt ist. Neue Möglichkeiten für den alpenquerenden Verkehr entstehen auch mit der Inbetriebnahme der Terminalerweiterung in Piacenza Anfangs 2025. Für 2026 ist die Eröffnung des Terminals Milano Smistamento geplant, an dem Hupac zusammen mit Mercitalia Logistics beteiligt ist

Digitalisierung vorantreiben

Durch die digitale Transformation der Prozesskette im Kombinierten Verkehr kann dieser effizienter gestaltet werden. Mit der DXI-Plattform schuf die Hupac gemeinsam mit Partnern ein innovatives System für den Maschine-zu-Maschine-Datenaustausch zwischen Kombi-Operateuren, Spediteuren, Terminals und Eisenbahnverkehrsunternehmen. Das System wurde 2023 gestartet und zählt bereits 15 Teilnehmer, die täglich ihre Daten in einem autorisierten Verteilerkreis ohne manuelle Eingabe austauschen. Weitere 30 Interessenten testen gegenwärtig die Plattform mit der Perspektive, gegen eine geringe Gebühr in das System einzusteigen.

Schliessung von Rastatt umgehen

Im kommenden August wird die Strecke der Rheintalbahn bei Rastatt während zwanzig Tagen komplett geschlossen, ein Problem der besonderen Art. „Nach jahrelanger Vorbereitung ist es Hupac  gelungen, eine differenzierte Lösung für den Ersatzverkehr während der Schliessung der Rheintalbahn bei Rastatt zu erarbeiten,” unterstreicht  Hupac-CEO Michail  Stahlhut.  Dank einer guten Zusammenarbeit mit den betroffenen Infrastrukturbetreibern und Bahnunternehmen kann erstmals der Güterverkehr über die linksrheinische Strecke Wörth-Lauterbourg-Basel geführt werden. Damit kann  den Kunden eine Umleitungskapazität von rund 80% angeboten werden.

Kontraproduktive Kürzungen der Fördermittel

Im Rahmen der Reform des Gütertransportgesetzes die derzeit in Diskussion ist und auch das Parlament beschäftigt, ist eine Umverteilung der Fördermittel von Langstrecken- zum Kurzstreckenverkehr im Alpentransit durch die Schweiz geplant. Ein kontraproduktive Idee meint  Hans-Jörg Bertschi. “Mit zunehmender Eindringtiefe des Verkehrs in das deutsche Netz steigen die Qualitätsdefizite und Produktionskosten und damit die Gefahr von Rückverlagerungen. Deshalb dürfen die Fördermittel auf den langen Distanzen nicht gekürzt werden, sonst kommt es zu Rückverlagerungen auf die Strasse,“ unterstreicht Bertschi.  Die zahlreichen Baustellen und die monatelangen Streckenschliessungen haben zu oft weiträumigen Umleitungsstrecken und zu reduzierten Leistungsparametern geführt. Die KV-Operateure sind deshalb der Ansicht, dass diese Umleitungskosten als fester Bestandteil von Infrastruktur-Investitionen  betrachtet werden müssen. „Nur so kann der Schienengüterverkehr die lange Durststrecke einer Generalsanierung überleben“, betont Michail Stahlhut. Mit den zahlreichen ergriffenen Massnahmen  will Hupac weiterhin einen wettbewerbsfähigen und marktorientierten Kombinierten Verkehr anbieten und gleichzeitig auch eine umweltfreundliche Logistik betreiben. (Kurt Bahnmüller)

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